Helmut Mühlbacher: Dankbarkeit als Schlüssel zum Lebensglück

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Autorin des Artikels: Ulrike Parthen
Uli schreibt auch deine Geschichte ulrikeparthen.de
Titelfoto: Bettina Niedermayr

Er ist Lebensfreudetrainer, ehemaliger Landwirt, Mechaniker, Pilger-Begleiter, Fotograf und Lyriker. Als wäre das nichts Besonderes, erzählt er mir beiläufig, dass er schon mit der höchsten politischen, weltlichen und kirchlichen Prominenz ein Schwätzchen hielt. Außerdem machte er eine Region Österreichs bekannt wie einen bunten Hund und hob deren Produkte auf dieselbe „ausgezeichnete“ Ebene wie den Parmaschinken.

Seine Anekdoten dazu sind genauso lustig wie er selbst. Ich kann gar nicht mehr aufhören mit Lachen und Staunen, als wir miteinander sprechen. Das alles, ich muss das jetzt so sagen, würde man ihm gar nicht zutrauen, denn er ist sehr bescheiden. Doch wenn jemand Berge versetzen kann, dann er, und eines ist dabei sicher: Was er sich vornimmt, schafft er – und zwar mit außerordentlich viel Dankbarkeit, Liebe, Macher-Qualitäten und Willensstärke. Das musste sogar Helene Fischer einsehen und konnte bei so viel liebenswerter Hartnäckigkeit einfach nicht nein sagen. Dazu später mehr.

 

Modernes Märchen: die Sache mit der Milch

Es war einmal ein Landwirt, der schon als Kind auf dem elterlichen Hof kräftig mit anpackte. Traktor fahren oder nach der Schule gleich den Stall ausmisten fand er meistens toll. Außer dann, wenn die Sonne strahlte und seine Kumpels freudig zum Schwimmen abdüsten, während er im Stall stand.

Irgendwann wurde aus dem Kind ein Teenager. „Ach, wenn unsere Heumilch hier eines Tags bloß weltbekannt würde“, träumte er vor sich hin. Andere Jungs in seinem Alter hatten da eher andere Wünsche, beispielsweise mit einem Porsche Carrera über eine Formel-1-Rennstrecke düsen. Insgeheim jedoch füllte Helmuts Herz ein noch viel größerer Wunsch aus als den der Milch. Der Hof-Prinz suchte seine Prinzessin, die mit ihm bis ans Ende aller Tage an seinen Träumen mitwirken sollte. Das klappte dann auch recht schnell und sagenhafte 23 Jahren lang.

Dazwischen liegt ein atemberaubendes Leben, das einem einzigen Abenteuer gleicht. Als Verfasserin dieses Artikels weiß ich bei so viel spannendem Lebensstoff kaum, wo ich anfangen soll. Am besten vielleicht bei ein bisschen bäuerlicher Historie, damit du dem rasanten Abenteuer auch logisch folgen kannst.

 

Die Kuh frisst Gras (oder Heu)

Diese Überschrift haut dich nun eventuell erst mal nicht ganz so vom Hocker, denn Millionen von Kühen taten dies viele hundert Jahre lang exakt so. Bis die Agrarindustrie auf eine glorreiche Idee kam: Wir verfüttern an die Kühe jetzt lieber Gärfutter (Silo). Bald taten das 97 % der europäischen Landwirte – nur Helmut nicht. Er blieb hartnäckig dabei, wie es Mutter Natur am besten für die Kühe vorgesehen hatte. Damit reihte er sich in die 2 % Ausnahmeerscheinungs-Landwirte ein, was sich im Ort Berndorf und Biodorf Seeham durch weitere Landwirte fortführte.

Insgesamt 13 aus dieser Region sahen das ebenso, daher darf sich deren Milch auch Heumilch nennen – inzwischen sind das sagenhafte 8.000 in ganz Österreich. Die 13 gingen seinerzeit sogar einen Schritt weiter und ließen sie Bio-zertifizieren, was der Helmut irgendwann später auch tat. Und nicht nur das. Über eine halbe Million Euro investierte er für einen Laufstall, damit die Kühe Tag und Nacht auf die Weide können, für Kuh-Wellness vom Feinsten und viele andere Dinge.

„Wir brauchen eine Vereinigung“, dachten sich die 13 Landwirte und nannten diese ‚Bio-Heu-Region‘. Helmut wirkte als Medienbeauftragter und Betreuer der jährlich gekürten Heu-Königin entscheidend dabei mit.

Um das Ganze abzukürzen: Helmut, der clevere Schlawiner, konnte bald schon einen Haken an den einstigen Teenietraum machen.

Die Heumilch der Bio-Heu-Region: längst berühmt und ziemlich bekannt. Sieht auch die EU so, die sie in 2016 offiziell als „Geschützte, traditionelle Spezialität in Europa“ auszeichnete – was ihr ein ähnliches Krönchen verleiht wie dem Parmaschinken aus Parma oder dem Champagner aus der Champagne.

Wie er das alles anstellte, ist so abenteuerlich, dass es gleichermaßen Komödie wie Thriller sein könnte. Diverse Kirchenoberhäupter, der österreichische Bundespräsident sowie Bundeskanzler und andere Prominenz spielten dabei eine entscheidende Rolle. Zwischen all diesen Heldentaten aber baute Helmut erst mal sein heimisches Paradies weiter aus – für sich, seine Familie und die Kühe. Denn das hatte er sich als weiteres Ziel ebenso in den Kopf gesetzt.

 

Wünsch dir was!


©privat

Helmut wünschte sich ja schon einiges im Leben. Nahezu alles davon hat er erreicht:

  1. Seine Traumfrau kennenlernen und mit ihr ein schönes Leben führen: erfüllt!
  2. Die Heumilch bekannt machen wie einen bunten Hund: erfüllt!
  3. Seinen Hof in ein Paradies für alle umgestalten: erfüllt!
  4. Glücklich sein: erfüllt.

Wie er mir erzählt, war er seinerzeit an 340 Tagen im Jahr einfach nur glücklich. So richtig tief von innen raus. Und verrät mir gleich hinterher, dass es im Prinzip doch das sei, was für ihn als Traum und Ziel No. 1 an allererster Stelle steht (zusammen mit der Liebe im Herzen).

„Wie hast du das gemacht, dass du dauerhaft so glücklich warst?“, frage ich ihn. Das muss ich genau wissen, denn auf 340 Tage pures Glück im Jahr komme ich definitiv nicht.

„Die Liebe und Dankbarkeit sind die Schlüssel“, erklärt er weiter.

Das mit der Dankbarkeit führte so weit, dass er jeden Tag über viele Jahre hinweg ein Dankbarkeits-Tagebuch schrieb. Er gründete zudem Dankbarkeits-Stammtische und wurde Lebensfreudetrainer. Alles ganz nebenbei wohl gemerkt, denn eigentlich war er ja Landwirt, und das wiederum auch nur im Nebenerwerb. Tagsüber ging er einer Beschäftigung im öffentlichen Dienst nach und ich frage mich gerade, wie man das alles erreichen kann, was Helmut erreichte – so „nebenbei“.

Apropos nebenbei:

Ein Buch schrieb er übrigens auch und eines für die Bio-Heu-Region konzipierte und plante er. Damit beide so bekannt wie möglich werden konnten und damit auch die Bio-Heu-Region, ließ er sich einiges einfallen.

Beispielsweise fuhr er eines Tages bei Franz Beckenbauer in Salzburg vorbei – inkl. einer Käseplatte mit im Gepäck. Völlig unbedarft klingelte er. Die Haushälterin öffnete: „Hallo, ich bin der Helmut. Könnten sie das Manuskript mit dem Brief und der Käseplatte bitte dem Franz weitergeben?“ Und schon war er wieder weg.

Am nächsten Tag, sein Handy klingelte.
„Servus, hier ist der Franz“, ertönte es an sein Ohr.
„Welcher Franz?“, Helmut leicht auf dem Schlauch stehend.
„Der Beckenbauer Franz!“
„Ah, servus Franz!“

Somit war der Franz schon mal gebont. Fehlte nur noch das Vorwort des Papstes. Ja, richtig gelesen, genau das hatte sich Helmut dafür vorgenommen. Unerreichbarer geht’s wohl kaum, doch für Helmut ist relativ nichts unmöglich.

 

Die Bischofskonferenz und Helmut mittendrin

Bischofskonferenz Nähe Salzburg. Helmut fährt einfach mal hin – statt Käseplatte mit anderen Leckereien seines Hofes im Kofferraum. Auf dem Weg dorthin: Alle Sicherheitsbeamte winkten ihn freundlich durch, was einer Sensation gleicht, denn eigentlich ist so eine Veranstaltung gesichert wie Fort Knox. Führte dazu, dass Helmut mit seinen Leckereien plötzlich mitten im Konferenzsaal vor einem Bischof stand und danach sogar vor Kardinal Schönborn, dem er von seinem Buch erzählte.

50 Minuten später stand fest (inklusive einer Einladung des Kardinals zu sich nach Hause): Läuft doch alles prima hier!

Der Kardinal hielt Wort und nach ihm gingen im Verlauf der Jahre einige andere bekannte Persönlichkeiten bei ihm ein und aus – ob Bundespräsident oder diverse österreichische Minister. Und da sich vor allem Politiker ja sehr gern mit vorbildlichen Tatsachen ihres Landes schmücken, machten sie für die Bio-Heu-Region Werbung ohne Ende.

Helmuts Hof wurde dadurch zum Vorzeige-Objekt und Bundeskanzler Kurz verschenkte erwähntes Buch bei seinen Staatsbesuchen an andere Staatsoberhäupter – 240 weitere Betriebe machten es dem Helmut bzgl. Landwirtschaft bald nach und verpassten der Bio-Heu-Region damit ungeahnte Kräfte.

 

Hallo Helene, ich bin’s, der Helmut

Bleibt an der Stelle noch die Sache mit Helene Fischer zu klären, die mit der Bio-Heu-Region und Landwirtschaft relativ wenig am Hut hat, dem Helmut aber zumindest einen persönlichen Wunsch erfüllte. Alles nur, weil er wie immer ganz unerschrocken zur Tat schritt.

Damals hatte sie gerade erst ihren Durchbruch gefeiert und gab in der Salzburgarena ein Konzert. Nichts wie dahin, dachte sich Helmut, denn außer ihrer Musik zu lauschen, wollte er unbedingt noch ein gemeinsames Foto ergattern.

 

Zufällig traf er dort auf Helenes Manager. „Nö, ein Foto mit Helene gibt’s nicht. Schon gar nicht nach ihrem Auftritt, wenn sie bereits abgeschminkt ist“, wimmelte er ihn ab. So leicht gibt sich Helmut im Leben grundsätzlich nicht geschlagen, also kam Plan B zum Tragen: Draußen mal schauen, welches ihr Auto sein könnte. Unter allen österreichischen Nummernschildern prangte ihm eines aus Frankfurt entgegen. Ah, das musste es sein. Also wartete er am Auto, bis sie kam. Und da kam sie auch schon!

Sie: „Was machst du denn da draußen? Komm rein, sonst erfrierst du ja.“
Er: „Ich warte auf dich, ich will ein gemeinsames Foto, bitte!“
Sie: „Na, du bist ja ganz schön hartnäckig“ (inkl. keckem Lächeln auf den Lippen)
Er: „Klar, ich bekomme normalerweise immer, was ich will!“
Sie: „Oh, muss ich mir da jetzt Sorgen machen?“
Er: „Nein, du nicht, aber der Florian!“

Gelächter – Bann gebrochen, 30 Minuten lockerer Plausch mit Helene und Foto in der Tasche.

Wenn der Lebensfreudetrainer selbst plötzlich keine Lebensfreude mehr hat


©Helmut Mühlbacher

Und dann passierte etwas, das Helmuts Lebens-Märchen eine jähe Wendung gab. Seine Lebensfreude: von einem Tag auf den anderen verschollen in den Tiefen seines gebrochenen Herzens. Nach 23 wunderschönen Jahren trennte sich seine Frau von ihm. Für Helmut Weltuntergang und Schock des Lebens. Oder wie Helmut das in eigene lyrische Worte so verpackte:

 

Auf Sand gebaut

Mein ganzes Leben habe ich auf Gott vertraut
und dachte mein Leben wäre auf Fels gebaut.

Glaube, Liebe, Treue waren für mich hohe Werte,
doch jetzt trifft mich das Schicksal mit voller Härte.

Viele Fragen gibt es die mich quälen,
doch all dies wird nichts mehr zählen,
wenn ich eines Tages vor Gott dann stehe,
und diesen Scherbenhaufen sehe.

Ja Tränen rinnen mir über das Gesicht,
während ich schreibe, dieses Gedicht.
So sicher war ich mir, dass diese Ehe hält,
weil für mich vor allem die Liebe zählt.

Viel Liebe im Herzen, konnte ich schenken,
und musste die ganze Zeit an meine Frau nur denken.
Einfach glücklich und zufrieden wollte ich sie machen,
mit meiner Liebe, Lebensfreude und anderen Sachen.

Eine gesunde, glückliche Familie war mein Lebenstraum,
jetzt stehe ich alleine da, man glaubt es kaum.

Bis vor ein paar Jahren war ich immer für die Familie da,
bis das Unglaubliche dann geschah.
Meine Frau wollte sich von mir trennen,
ich kann diesen Schmerz gar nicht benennen,
dich lieben, achten und ehren alle Tage meines Lebens,
dieses Versprechen, war nun vergebens.

Es bringt nichts, jetzt Fehler zu suchen,
oder andere Menschen zu verfluchen.
Mir ist es einfach nicht gelungen, meine Frau zu halten,
sowie für uns beide, ein schönes Leben zu gestalten,
und den Bauernhof bestmöglich zu verwalten.

Liebe habe ich diese Abhängigkeit genannt,
bis ich wurde, aus ihrem Leben verbannt.
In einen starken Mann hat sie sich verliebt,
der ihr Halt, Geborgenheit, Schutz und Wertschätzung gibt.

Im Laufe der Zeit habe ich diese Eigenschaften verloren,
deshalb hat sie gedanklich einen anderen zu ihrem Traummann erkoren.
Jeden Tag habe ich gebetet, dass wir wieder glücklich vereint,
und keiner mehr von uns beiden dann weint;
weil wir doch zusammen glücklich sein können,
und uns Glück, Liebe und Lebensfreude gönnen.

So sehr habe ich auf Gott vertraut,
jetzt muss ich gestehen, alles war nur auf Sand gebaut.

 

Da vermittelte er als Lebensfreudetrainer anderen, wie sie glücklich sein konnten und wusste sich selbst wiederum kaum zu helfen. Sehr witzig, dachte er sich. Ein Lebensfreudetrainer, der selbst keine Lebensfreude mehr empfinden konnte.

„Vielleicht wäre Ablenkung ganz gut, sonst werde ich ja verrückt hier“, überlegte er sich. Also wurde er Pilger-Begleiter und zeigte den Menschen auf ihrer Pilgerreise, wie sie Altes im Leben loslassen können. „Wow, toll Helmut, danke! Loslassen tut so gut“, freuten die sich, während er sich am liebsten im nächsten Mauseloch verkrochen hätte.

Nächster Versuch, der eigentlich gar kein Versuch war, sondern sich einfach so ergab: Helmut entdeckte sein Talent fürs Gedichteschreiben und Fotografieren. Das tat er fortan sehr häufig und berührt die Menschen seither mit seinen Kunstwerken. Zusammen mit seiner ungebrochenen Dankbarkeit im Herzen und dem Faktor Zeit holte er sich mit den Jahren wieder heraus aus dem Tief und betont am Ende unseres Interviews:

„Ein Lebensfreudetrainer ist halt auch nur ein Mensch!“

Das alles liegt inzwischen einige Jahre zurück. Ich möchte daher noch wissen, wie es ihm denn heute geht, ob er wieder glücklich ist? Seine Antwort: „Ich bin sehr dankbar und zufrieden. Richtig glücklich aber kann man meiner Meinung nach nur zu zweit sein, wenn man dann den richtigen Partner an seiner Seite hat.“ Und da thematisch dazu doch wunderbar ein bisschen Sonnenuntergangs-Stimmung passt, folgt diese sogleich in Form von zwei Fotos aus Helmuts Repertoire – plus einem weiteren Gedicht.

Das Glück

Das Glück, das hat mich wieder,
der Himmel spielt die schönsten Lieder.
von Schönheit bin ich umgeben,
brauche deshalb nach nichts mehr streben.

Vor kurzem durfte ich Monaco sehen,
doch heute heißt es wieder im Paradies zu stehen.
die Welt der Schönen und Reichen ist nur Schein,
kein Vergleich, denn hier am Grabensee zählt das SEIN.

Das Schilf ist in die Abendsonne getaucht,
Die letzten Sonnenstrahlen sind verbraucht,
Bevor sie dann am Horizont verschwinden,
Und sich zu herrlicher Stimmung verbinden.

Am Grabensee täglich was Neues zu bewundern ist,
steht man hier, dies sein Leben lang nie vergisst.
Mensch was durfte ich schon alles erleben,
Doch die schönsten Stunden kann es nur Zuhause geben.

 

         © Helmut Mühlbacher