Audiografie, ein neues Berufsbild – Interview mit Ingo Stoll
Mein witziges Schockhöschen mit Hasenmotiv kennt ihr schon… und tatsächlich ist mir Ingo quasi zum ersten Mal im Schockhöschen Podcast „Knallbumms – Die Schockhöschen-Story“ durch meine Ohrmuschel in meine (Gehirn-)Zellen gedrungen und nach einem ZoomCall bis in mein Herz! Warum, das lest und hört ihr hier….
Ingos Leidenschaft gehört insbesondere der Audiografie. Die Arbeit eines Audiografen kann man übrigens bei ihm lernen! Nun will ich aber genau wissen was das ist, du auch? Los geht´s:
1) Bitte stelle dich einem fremden Menschen kurz vor.
Schön, dass du dir Zeit für mich nimmst! Ich bin Ingo, stolze 50, komme aus Hannover, bin gerne Abenteurer und ich bin der Begründer der Audiografie geworden.
2) Dein Fokus liegt auf der Audiografie, wie kam es dazu?
„Was würde ich (beruflich) machen, wenn ich mit Mitte 40 nochmal frei entscheiden könnte?“- Diese Frage habe ich mir nach fast 20 Jahren Agentur- und Beraterleben gestellt. Herausgekommen ist die Audiografie – etwas, was es so vorher noch nicht gab.
3) Was genau ist Audiografie?
In einer Audiografie erzählen Menschen ihre Lebensgeschichten – mit der eigenen Stimme und von einem Audiografen geführt. In tiefgründigen, intensiven und authentischen Gesprächen entstehen so kunstvoll collagierte Hörbücher, die das Portrait eines Menschen zeigen und in der Familie über Generationen bewahren.
Darüber hinaus gibt es weitere Spielarten der Audiografie, wie bspw. Event-Audiografien, Unternehmensgeschichten, Paar- oder Reise-Audiografien.
Hier hat Ingo Ausschnitte aus 7 unterschiedlichen Audiografien veröffentlicht.
Gibt’s auch im Podcast bei Spotify.
4) Wie gelingt dir transformatives Zuhören?
Über das Zuhören erschließe ich mir die Welt. Das war schon als Kind so. Dass es sich dabei um eine besondere Gabe handelt, war mir lange nicht klar. In Begegnungen, wie mit Kaivalya Kashyap, bin ich dem Schrittweise auf die Spur gekommen – und dank ihm sogar zum „transformativen Zuhören“. Es gelingt, wenn wir uns bedingungslos, mit ehrlicher Neugier und ohne Bewertung des Gehörten einem anderen Menschen zur Verfügung stellen. In der Rolle des Audiografen kann ich mich voll und ganz in den Dienst der Erzählung stellen. Wundervoll!
5) Welche Menschen faszinieren dich und warum?
Am meisten faszinieren mich Menschen, die aus dem Innersten heraus für ihre wahrhaften Überzeugung eintreten – sichtbar, mutig und nicht auf Kosten anderer.
6) Hat dich eine Lebensgeschichte ganz besonders berührt, wenn ja warum und was hast du aus dieser gelernt?
Jede Lebensgeschichte berührt mich. Ohne Berührung funktioniert Audiografie nicht. Trotzdem bleibt auch eine reflektorische Distanz zum Gehörten, in der die Chance zum eigenen Lernen beim Zuhören liegt.
In diesem Sinne denke ich beispielsweise an Clarissa’s gnadenlose Ehrlichkeit in ihrer Lebensentwicklung vom Straßenkind am Bahnhof Zoo bis zur lebensfrohen Multi-Unternehmerin. Oder an die Schwestern Kati und Nicole, die durch die Freigabe zur Adoption seitens ihrer Mutter getrennt wurden – und sich 40 Jahre später wiedergefunden haben. Aber auch an viele vermeintliche Lebenszufälle und die Geschichten von Lebenskrisen ganz unterschiedlichster Art – von der Flucht im Krieg bis zu Abschieden von geliebten Menschen.
7) „Erst geben, dann nehmen…“ wie stehst du dazu?
Es hat für mich viel mit Selbstbewusstsein und Vertrauen ins Leben zu tun, diese Überzeugung leben zu können. Es ist ein lohnenswerter Weg, auf dem ich noch viele Schritte gehen darf.
8) Magst du uns von deinem einschneidendsten Erlebnis berichten?
Ich glaube, das singuläre Ereignis existiert in meinem Leben nicht. Zweifelsohne gibt es viele prägende Begegnungen und Erlebnisse auf dem Weg. Die Erfahrung einer Europareise über 11 Monate mit der Familie mitten in Coronazeiten zählt sicherlich dazu.
9) Nennst du uns deine 3 größten Werte im Leben und warum sind genau sie es?
Ehrlichkeit, weil sie viel Mut erfordert.
Freiheit, weil ohne sie keine Entwicklung stattfindet.
Liebe, weil sie das größte Geschenk im Leben ist.
10) Welche Sicht hast du auf den Tod?
Ich habe dieses Thema über weite Strecken meines Lebens verdrängt. Heute bin ich ausgebildeter, ehrenamtlicher Sterbebegleiter und habe akzeptieren können, dass der Tod ein Teil des Lebens ist. Damit lebt es sich leichter.
11) Du bist ein eigenmotivierter Mensch, was genau treibt dich an?
Ich bin im Herzen ein Pionier und oft meiner Zeit ein Stück voraus. Ich glaube, ich mag es einfach, Wege zu beschreiten, die nicht viele Menschen gehen oder schon gegangen sind. Die Audiografie ist auch so ein (noch) unbekannter Weg.
Hier geht es zum Audiografie-Festival
12) Nehmen wir an, ich möchte eine Audiografie aufnehmen oder verschenken, wie gehen wir vor, wie lange würde ein Hörbuch dauern und mit welchen Kosten kann ich rechnen?
Ganz einfach: wir kommen ins Gespräch – über die individuelle Motivation und persönliche Wünsche und Vorstellungen. Audiografien sind Unikate.
Die Gespräche entstehen zumeist in mehreren Treffen und können sich über 3-6 Monate entwickeln. Die anschließende Phase der Selektion und Audioproduktion im Atelier auch.
Man sollte also mit ca. 6-12 Monaten insgesamt und ca. 8.000 bis 15.000 Euro kalkulieren.
Und wer nun so richtig Lust bekommen hat, Ingo und seine Arbeit als Audiograf kennenzulernen, der findet hier weitere Informationen über Ingo und seine Akademie.
Alle Fotos privat, mit der Erlaubnis zur Verwendung von Ingo Stoll.
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