Beauty Revolution Ü50 – Sinnlichkeit, wo bist du hin?

Gastautorin des Artikels: Katrin Sorgenfrey
Titelfoto: Maja Meiners

Ich dachte manchmal, es sei vorbei. Der Lack ist ab. Der äußere Glanz und die innere Strahlkraft von einst sind … dahin.

Das „Mutter und Ehefrau sein“ hat ihn aufgefressen. Meinen Sex-Appeal. Ich halte meinem Mann und Versorger den Rücken frei.Ich hüte das Haus. Und die Kinder. Begleite sie unter allen Umständen als „gute Mutter“, „gute Kinder“ zu sein.

Meine erotische Seite darf ich mir nicht mehr oft erlauben. Denn nun bin ich Vorbild für eine heranwachsende Frau und einen heranwachsenden Mann. Ich mähe den Rasen, kaufe frisches Gemüse, sorge für Ordnung und Sauberkeit.

All die Wildheit und das Ungezähmte – das bleibt verborgen. Beides laufe ich jeden Morgen im Wald heraus. Oder hinterfrage all das, was scheinbar „aufmüpfig“ und „fordernd“ an mir ist in der nächsten Therapieeinheit.

Die Moralapostelin auf ganzer Linie drängelte sich immer wieder vor. Dazu noch eine Waldorfschule für die Kinder, in der ich mich hier und da fragte, ob die vielen Kinder dort während des Gebets entstehen …

Kurz nach 50 räumte ich auf. In mir. Da stimmt was nicht. Wo bin ich hin …?! Wohin ist die Frau der Sinnlichkeit?

Ich bekam Gelegenheit, in einem Dessousladen zu jobben und den „schlüpfrigen Bedürfnissen der Frauen und Männer“ nah zu kommen.

Mitten in der Stadt. ICH …? Die 18 Jahre zurückgezogen lebte. Naturnah. Im Hintergrund. Auch deshalb, weil mir nach einer exzessiven Jugend die Stadt eher wie dem „Untergrund“ glich. Der Schattenseite, wo auch ich verbotene Dinge tat, die man als Mutter und Übersensible auf keinen Fall mehr tut.

Doch:
Was ich feststellen musste, dass es nur mein Film war, den ich mir hübsch zusammengestellt hatte. Aus den Erfahrungsschnipseln der Vergangenheit. Und dem Drang, eine „gute Mutter“ und „gute Ehefrau“ zu sein.

Es rieselte AHAs:

Nichts Verwerfliches war daran. Ganz natürlich. Jede Kundin wollte für sich und den Liebsten die Schönste oder die Sexieste sein.
„Verführung und Verlockung“ gehören auch mit Ü50 noch dazu. Zu Müttern, Psychologinnen, Lehrerinnen, Ärztinnen, Sachbearbeiterinnen.

In dieser Zeit begann ich meine Poesie zu schreiben. Um das Vakuum, in dem ich als Frau schon lange lebte, mit Leben zu füllen. Und ich öffnete eine Gruppe für freien Tanz, wo die Frauen ihr „sinnliches Feuer“ entfachen durften. Freiraum für die Sinnlichkeit. Im Stillen, doch nicht ganz allein, um sich nicht falsch zu fühlen.

Zu Weihnachten schenkte mir die Chefin ein „Schlafzimmer-Shooting“ bei einer Kooperationspartnerin. Meine Wut, die sich über Jahre angesammelt hatte über das glatte und angeblich makellose Schönheitsbild der Frau, das ich sowieso nie erreichen könne, wurde etwas abgemildert. Doch ich musste mir eingestehen, dass es mich reizte, gerade jetzt die Rolle des „Filmstars“ oder Top Models“ zu spielen.

© USEone International

Ein intensives Gespräch mit der Stylistin. Eine entzückende Umkleide mit Blumentapete. Die Atmosphäre des Studios mit dem Plüschsofa. Das feurige Wesen der Fotografin Darlin.

Nachdem ich ein paar Monate zuvor ein Fotoshooting mit Viktoria Behr gemacht hatte, wo ich mich aus alten Korsetts befreite, trug ich nun eine Corsage, die mir – wider Erwarten – den Rücken stärkte sowie Halt und Würde verlieh. Auch hier wieder eine Erkenntnis, wozu so ein Ding, von dem ich glaubte, es schnüre mich ein, auch nützlich ist.

Ich bat darum, nicht zu retuschieren, doch der professionelle Blick der Fotografin veranlasste sie wohl, dass ein oder andere aufzubügeln und farblich anzugleichen. Es war dann auch nicht mehr wichtig.

Mir tat es gut. Das Ergebnis tat mir gut.

Es traf auf meine Innenarbeit aus den letzten Jahren. Ich ließ es zu, mir selbst zu gefallen. In diesen Posen, halb bekleidet. Ohne Richter. Ohne Zensor. Mit Stolz und Dankbarkeit.

Und ich dachte: Huch – da sind sie ja noch: „Der Glanz“ und „die Strahlkraft“, die ich dachte, verloren zu haben. Es ist kein Hexenwerk und Du brauchst kein Supertalent, um Dich in Szene zu setzen und die Seite von Dir zu zeigen, die hier und da mal schläft und sich nicht zeigt … aber nie stirbt. Bis zuletzt …

Gönn Dir einen neuen Blick. Auf Dich. Auf Deinen Körper. Tauche ein in Deine Sinnlichkeit. Komm Dir selbst nah. Und spiele. Es lohnt sich! Ob Du Mutter bist. Ü50. Oder gerade zweifelst an Deinem Glanz.

 

Über die Autorin:

Katrin Sorgenfrey ist mit Beauty Revolution auf einer Schönheitsmission, die auf Sinnlichkeit setzt statt auf Perfektion. Als gelernte Kosmetikerin, Werbekauffrau, Heilpraktikerin und Mutter war sie selbst lange auf der Jagd nach einem utopischen Ideal. Bis sie ihren Antreibern auf den Grund ging und über ätherische Öle und 15 Sinne lernte, Schönheit neu zu verinnerlichen.

Sie schreibt und liest Poesie, macht Workshops in kleinen Gruppen und vermittelt ihr ganzheitliches Schönheitskonzept an Frauen, die glauben, sie hätten Glanz und Begehrlichkeit verloren. Dabei paart sie Selbstbild-Coaching mit Gesichtsbehandlungen – online und offline in Hamburg.  Schau hier auch gern in Katrins Facebook-Gruppe vorbei.

© Andra Fotografie