Warum ich Ü-50-Autorin wurde

Autorin des Gastartikels: Kathrin Reitz
Foto: privat mit freundlicher Genehmigung

Im Laufe meines Lebens haben sich viele Geschichten in mir angestaut. Irgendwie haben sie sich mit meiner Fantasie verbündet und dieses Gemisch gärte über die Jahre vor sich hin … klar, dass das irgendwann mal raus musste. Raus aus meinem Kopf, rauf auf´s Papier und rein in die Welt.

Aber: „Wird“ man denn eigentlich überhaupt Autorin oder schlummert so eine kreative Ader zum Fabulieren seit ewigen Zeiten in einem?

Solange ich denken kann, haben mich Geschichten fasziniert. Seit ich lesen und schreiben gelernt habe, habe ich gelesen – und geschrieben. Immer mal wieder, nie regelmäßig und schon gar nicht mit großen Ambitionen.

Es brauchte Ruhe, Muße und den richtigen Partner an meiner Seite, ehe ich die Schreiberei ausleben konnte. Erst nachdem ich in Aachen sesshaft geworden war, konnte ich dieser Leidenschaft auch den Raum geben, den sie gefordert hat. Nach meiner Kindheit in Wolfenbüttel ging es über Stationen in Hannover und Berlin nach Hamburg. Bunte Jahre waren das, Ausbildung, Studium, die erste Praxis. Es war aufregend, das Leben und die Menschen an verschiedenen Orten kennen lernen zu dürfen, manchmal auch mühsam, enttäuschend und leidvoll, immer aber schien es „einem Plan“ zu folgen, der mich schlussendlich nach Aachen gebracht hat. Und da lebe ich nun schon seit Ende 1996. Länger als je zuvor an einem Ort.

Mit diesem Angekommensein, einer Beruhigung im Außen, kam Bewegung in mein kreatives Inneres. Ich begann wieder, kleine Begebenheiten zu notieren, Geschichten über das Leben daraus zu schreiben. Mein Mann und ich zogen in ein Haus mit Garten und bald kam unser erster gemeinsamer Hund dazu. Im Gegensatz zu uns wurde der kleine Rüde zusammen mit seiner Freundin „Eltern“. Wir nahmen eines seiner Hunde-Töchterchen dazu. Zwei Hunde, die sich super verstehen und jede Menge Unsinn aushecken– das war Lebensfreude pur. Und noch mehr Inspiration für weitere Geschichten, allerdings reichten die mir irgendwann nicht mehr. Ich wollte es ein bisschen besser können, richtig lernen. Nachdem meine psychologische Praxis gut lief, habe ich in den Jahren 2001 bis 2002 ein Fernstudium absolviert: Belletristisches Schreiben.

Mit Begeisterung produzierte ich Texte und Geschichten. Diese Tätigkeit blieb zunächst ein wunderbares, stilles Hobby, dem mein Mann 2005 einen neuen Rahmen gab. Er gründete kurzerhand einen Verlag und ließ einige meiner Geschichten als Buch drucken und nannte es nach einer der Stories „Das Kichern der Kirschlorbeeren“. Untertitel: Geschichten aus dem Leben. DAS war wahrscheinlich der „offizielle“ Startschuss für mein Autorenleben. Da war ich immerhin auch schon 43 Jahre alt, noch weit weg von Ü-50, aber immerhin auf dem Weg dorthin.

In den letzten Jahren bis heute, bis zu meinem 59igsten Lebensjahr, sind es nun schon 9 Bücher, die entstanden sind, Nummer 10 ist „in der Pipeline“.

Worüber ich schreibe?

Geschichten aus dem Leben, die oft von Freundschaft, Tieren, Frauenthemen und dem Thema Älterwerden handeln. Da sind Kurzgeschichten entstanden, ein humorvoller Roman, ein spirituelles Märchen und ein bewegendes Buch über das Thema Organtransplantation, das auf einem wahren Fall basiert usw. Meine größte Herausforderung ist derzeit der dreiteilige Fantasyroman „Die letzte Hexe vom Mont-Saint-Michel“. Ein Mammutwerk, das geschrieben werden will, unbedingt. Band 1 und 2 sind fertig, am dritten sitze ich derzeit noch.

Die-letzte-Hexe-vom-Mont-Saint-Michel-Buch-1
Die-letzte-Hexe-vom-Mont-Saint-Michel-Buch-2
Die-letzte-Hexe-vom-Mont-Saint-Michel-Buch-3

Warum schreibe ich?

Weil es ein tiefes Bedürfnis zu sein scheint und weil es sich anfühlt, als tauche man ein in ein Meer aus Buchstaben, die eine fremde Welt erschaffen, in der die Fantasie das Sagen hat. Einen richtigen „Schreib-Flow“ zu erleben, das ist wie eine Existenz in einer anderen Welt, ein Paralleluniversum, das nur im eigenen Kopf entsteht und sich einfach zeitlos beglückend anfühlt. Die Läufer kennen das, da heißt es „Runners-High“, wenn die Bewegung so glücklich macht, dass die Endorphine tanzen – und tanzen können sie auch beim Schreiben, diese kleinen Glücksbotenstoffe. Und wie!

Schreiben, das ist einfach Freude für mich.

Ich habe dazu vor Jahren aber noch eine weitere, höchst interessante Aussage zu hören bekommen: Eine flotte, angenehm direkte Astrologin, mit der ich vor längerer Zeit mal Kontakt hatte, weil ich ein Geburtshoroskop erstellen lassen wollte, meinte dazu: „Sie haben da eine Begabung für Kreativität. Das scheint Ihr Draht zu Ihrem höheren Selbst, zur Spiritualität zu sein. Ist doch prima. Ich kenne eine Menge Leute, die nur über Krankheiten in solch eine Verbindung kommen. Also schreiben Sie, völlig egal ob Sie je einen Bestseller produzieren. Schreiben Sie des Schreibens wegen. Das gehört zu Ihrem Lebensplan.“

Aha. Mein Lebensplan. Damals war ich total verblüfft über diese Aussage, heute finde ich das extrem stimmig. Ich bin mittlerweile wirklich der festen Überzeugung, dass wir alle einen individuellen Lebensplan haben. Unsere Seelen kennen den, unser ewig zweifelndes Bewusstsein ist sich da nicht so sicher … ABER: Wenn wir uns sehr zu etwas hingezogen fühlen oder uns nach etwas sehnen, dann schwingt manchmal eine leise Seite in uns an, die uns zeigen möchte, dass es genau dort entlang geht, auf dem Lebensweg.

kathrin-reitz-best-ager-pilates-50plusstyle

Sie zeigt uns die richtige Richtung. In meiner Seele war das irgendwie eine langwierige Entwicklung, die viel Geduld mit mir gehabt hat, ein Prozess, der sich über Jahrzehnte hingezogen hat. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die immer wissen, was genau sie wollen. Ich bewundere diese jungen Menschen, die wissen: Ich werde Schriftsteller. Ich wusste ich nie. Ich bin diesbezüglich immer eher ein bisschen treibholzmäßig mit dem Strom des Lebens geschwommen, man könnte auch sagen „herumgeeiert“. Und heute, ein Jahr bevor ich 6o Jahre alt werde, denke ich, dass es auch richtig gewesen ist. Für mich jedenfalls, für meinen Seelenplan.

Regelmäßig gönne ich mir nun wertvolle Auszeiten, in denen ich ganz in meine Geschichten eintauchen kann. Das ist Schreib-Wonne, Seelenbalsam und Kreativzeit in einem. Nach solchen „Schriftstellertagen“ fühle ich mich echt beseelt. Da ist dann eine Leichtigkeit in mir, die einfach nur großartig ist. Und alterslos.

Warum ich Ü-50 Autorin geworden bin? Wahrscheinlich, weil ich genau DAS fühlen wollte. Der Weg war lang bis hierher, aber seit ich gefühlt habe, wie beseelend diese kreative Beschäftigung für mich ist, fühle ich, dass ich angekommen bin.

Im Schriftstellerland. Und nun möchte ich nicht mehr weg.

Unbezahlte Werbung.

Hier geht es zu den Büchern von Kathrin Reitz