Diagnosen ADHS und Posttraumatische Belastungsstörung mit Ü50

Foto: Rüdiger Lutz

Fräulein Pläsiers Lösung: Der Comedyroman „Vollkommen verrückt ­ ein Beinahe-Liebesroman“, denn Humor hilft ihr entscheidend, mit ADHS und PTBS im Alltag besser umzugehen.

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Bitte stelle dich kurz vor, was macht deine Persönlichkeit aus, wie und wo lebst du heute?

Ich bin Uli alias Fräulein Pläsier – Ghostwriterin, Comedy-Autorin, Intuitivschreiberin sowie Schwäbin mit Vorliebe für Käsebrot und Waldspaziergänge. Nach 40 Jahren Fehlbehandlungen half ich mir mit Humor und dem intuitiven Schreiben selbst und genieße neuerdings das Landleben.

Seit deinem 15. Lebensjahr schlägst du dich mit einschränkenden Symptomen durchs Leben, welche sind das genau?

Das sind so viele, dass zwei Hände nicht ausreichen würden, sie alle aufzuzählen. Schmerzen, Übelkeit, Nahrungsmittelunverträglichkeiten, CFS und der reaktivierte EBV sind ein paar davon.

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Welche Lösungswege hast du schon ausprobiert?

Schulmedizinisch so ziemlich alles, therapeutisch the same mit niederschmetterndem Ergebnis: nämlich gar keinem! Irgendwann bog ich ins Land der ganzheitlichen Heiler und Helfer ab. Von Wunderheiler, Medium, Schamane, Heilpraktiker, Homöopath, Coach war so ziemlich alles am Start, was zwei Beine hatte – ebenso mit null Wirkung. Kein Wunder, wenn niemand sehen konnte oder wollte, welche Ursachen wirklich für mein Leid verantwortlich waren.Ärzte & Co. glaubten dir nicht, wie hast du es geschafft nicht den Mut zu verlieren?

Das frage ich mich heute auch. Ungefähr eine Million Male dachte ich ans Aufgeben. Man ist halt schon arg einsam als „komisch Kranke“, die nirgends ernst genommen wird. Scheinbar steckt da aber ein kleine Überlebenskünstlerin in mir. Denn irgendwie ging’s dann doch immer weiter. Und mit der Zeit kam der (Galgen)-Humor. Ohne Humor wäre ich nach so vielen Jahrzehnten des Leidens sowie hunderten ergebnislosen Behandlungsversuchen zugrunde gegangen.

Was hilft dir letztendlich, um mit ADHS und der Posttraumatischen Belastungsstörung umzugehen?

Als die Diagnose mit knapp 54 endlich mal ausgesprochen war, wusste ich erst nicht: Soll ich mich freuen oder losplärren? Ich tat erst das eine, dann das andere. Sei’s drum! Jedenfalls hatte ich nun den Beweis schwarz auf weiß in den Händen, dass nicht ich einen Knall habe, sondern diejenigen, die mir jahrzehntelang nicht glaubten. Spontan entschied ich: Bevor ich vollends verrückt werden würde von der erlebten Odyssee, wollte ich mir selbst helfen: mit Humor und dem Schreiben. Denn beides waren sowieso seit Jahren meine treusten Begleiter. Seitdem geht’s mir sukzessive besser. Mein Selbstwert ist dadurch inzwischen so mächtig geworden wie der Kaiser of Germany. Deswegen gehe ich auch aktiv offen mit der Diagnose um.

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Welche Reaktionen von anderen Menschen haben dich am meisten verletzt?

Verletzt ist da vielleicht der falsche Ausdruck. Es macht einen mit der Zeit lebensmüde und völlig kaputt, wenn man überall als Außenseiter gilt. Als diejenige, die selbst schuld ist, krank zu sein. Oder diejenige, die gar nicht gesund werden will. Man nannte mich Versager, Mimose, Jammerlappen. Ein bissel zusammenreißen würde mir guttun, hörte ich auch oft. Es ist ein Gefühl, als wäre man mutterseelenallein auf der ganzen Welt, die sich komplett gegen einen stellt. Ich kann gar nicht in Worte fassen, was das mit mir machte.

Was sagt dein Mann über dich?

Für Rüdi bin ich seine Traumfrau. Von Tag eins an, ohne ein Wenn und Aber – seit nunmehr 9 Jahren.

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Wie steht deine Tochter zu dir?

Obwohl sie es mit einer immer kranken Mama nicht einfach hatte, ist sie eine der tolerantesten Menschen, die ich kenne. Sie stand bis jetzt immer zu mir, wenngleich viele Situationen für sie auch Enttäuschungen mit sich brachten, da ich die meisten Dinge nicht tun kann, die für andere Mamas selbstverständlich sind.

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Was sagst du heute über dich und was würdest du deinem jüngeren Ich empfehlen?

Heute finde ich mich ganz cool. Ja, ich mag mich sogar richtig doll. Der Selbsthass ist dank meiner very special Humortherapie inzwischen der Selbstliebe gewichen. Ich feiere meine Stärken und meine Schwächen dürfen gern auch da sein (und bleiben!).

Hast du einen Tipp für Menschen, die ebenso von ADHS und der Posttraumatischen Belastungsstörung betroffen sind?

Konkrete Tipps halte ich für schwierig, da zu pauschal. Da darf wohl jede*r seinen eigenen Weg finden. Wovon ich aber überzeugt bin: Mit dem nötigen Humor ist immer eine Erleichterung der Situation möglich. Damit meine ich nicht, ständige Schenkelklopfer zu produzieren. Sondern es geht um eine heitere innere Haltung. Humor, Kreativität und Irritation bewirken neue neuronale Verknüpfungen im Gehirn, die heilsam sind.

Wie schaffst du es, in der Kürze der Zeit, in nur 10 Tagen (!) einen Roman zu schreiben?

Ich schreibe rein intuitiv – ohne Plotten. Gut, das ADHS ist zugegeben auch ein genialer Gamechanger. Aber auch Menschen ohne ADHS und ohne Schreiberfahrung können rein intuitiv dergestalt in den Flow kommen, dass es nur so aus den Fingern sprudelt. Ein echtes Abenteuer! Denn ich fange mit dem ersten Satz an, denke rein gar nichts, sondern lasse mich intuitiv kreativ fallen. Der Rest ergibt sich von selbst. Das ist, als würde man einen Lichtschalter anknipsen. Nebenbei werden Botenstoffe ausgeschüttet, die das Wohlbefinden fördern. Wenn ich humorvoll schreibe, geht’s mir immer blendend – mit einem unbeschreiblichen Glücksgefühl.

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Du schreibst außerdem Businessromane, was genau fasziniert dich an diesem Genre ganz besonders?

Geschichten prägen sich ein, haben Akteure, mit denen wir uns identifizieren. Sie berühren, folgen einem Verlauf (Spannungsbogen). Außerdem lassen sie uns lachen oder weinen, erhöhen den Puls oder treiben uns vor Spannung den Schweiß auf die Stirn. Die Expertise von Unternehmern oder Selbstständigen, ihre Werte wie auch biografische Elemente werden in eine frei erfundene, humorvolle Geschichte eingeflochten – die dahinter liegenden Botschaften wiederum durch die Romanfiguren transportiert – reduziert auf die strikte Quintessenz (roter Faden). Dies bringt die Perlen zum Vorschein und macht Unternehmer zum Leuchtturm ihrer Branche, da es sehr nahbar ist, menschlich und eben ehrlich.

Hast du dich als Ghostwriterin auf bestimmte Themen fokussiert?

Ich schreibe ausschließlich heiter und immer romanhaft – das ist meine Spezialisierung. Und zwar in Gestalt von Businessromanen bzw. autobiografische Romanen. Ob Sattlermeister, Coach, Hotelier oder Honorarberater: Ich würde keine Branche oder Thema für mich ausschließen wollen, da ich aufgrund des Genres alles bedienen kann.

Was genau bedeutet „intuitives Schreiben“ und könnte ich das bei dir lernen?

Humorvolles intuitives Schreiben lässt Flow entstehen und macht im Gehirn ganz viel mit den Menschen. In so einem Zustand geht’s einem einfach nur gut und man hat zudem super Ideen. Auf die würde man sonst nicht kommen. Gute Ideen bringen Klarheit, machen kreativer und helfen bei der schnellen Problemlösung. Intuitives Schreiben ist zudem keine Raketenwissenschaft. Jeder Mensch kann’s! Es ist als eigene Ressource immer und jederzeit verfügbar. Und ja, das könntest du und können Interessierte bei mir wie folgt lernen:

1. Mit dem eBook „Eine Dosis Glückshormone per Knopfdruck“ – mit 7 lustigen Übungen für den Alltag.

2. Im Workshop „Intuitives Comedywriting im Ping-Pong-Format“ ¬­ der 4-Wochen-Glückskick gegen Alltagstrott durch eine gemeinsam erschaffene Comedystory. Keine Vorkenntnisse erforderlich, bei freier Zeiteinteilung von zu Hause aus. Das ist ein kreatives Abenteuer für Freundinnen, die das mit mir gemeinsam starten. Am Ende gibt’s den Romanplot als gedrucktes Buch.

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Was genau bedeutet Humor für dich und wie bewahrst du ihn dir?

Humor ist quasi mit dem Schreiben mein Lebensretter. Er ist längst zur inneren Grundhaltung geworden. Also die Welt, Situationen, Herausforderungen und sich selbst regelmäßig mit Augenzwinkern zu betrachten. Übertreibung, Absurdität, Albernheit, Schadenfreude gemischt mit schwarzem Humor oder Galgenhumor ermöglichen Menschen mit Traumatisierungen, das Unerträgliche zu ertragen. Das setzt geistige Prozesse in Gang, schafft neue Reize. Humor hat zudem die Fähigkeit, körpereigene Antidepressiva anzuzapfen. Durch die lustige Perspektive wirkt die Schrecklichkeit des Bedrohlichen weniger gefährlich. Letztlich kann er sogar zu einer Waffe werden, die Betroffene stark macht, da sie sich aus eigener Kraft gegen das Unfassbare zur Wehr setzen. Nachträglich sowie in der Verarbeitung.

Weil Humor für mich eine solche entscheidende Bedeutung hat, habe ich der humorigen Seite in mir nun ein „Gesicht gegeben“. Darf ich vorstellen: Fräulein Pläsier, neuerdings Kunstfigur sowie Pseudonym meines neu erschienenen Comedyromans „Vollkommen verrückt“. Ab sofort erhältlich, überall, wo es Bücher gibt.

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Liebe Uli, vielen Dank, dass du uns Einblicke in dein Leben mit ADHS und der Posttraumatischen Belastungsstörung gewährt hast. Meine Haare sträuben sich beim Lesen und ich freue mich, dass du sukzessive auf dem Weg der Besserung bist, weil du Selbstverantwortung für deine Gesundheit übernommen hast. Ich bin sicher, du kannst einigen Betroffenen Mut machen.

Alle Fotos: Rüdiger Lutz

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